2. Die Auswirkungen der Plastikverschmutzung auf die Flora
Die meisten Forscher:innen bestätigen, dass Kunststoffe und Mikroplastik ein großes Problem für die Flora darstellen, weil sie in den Boden und in die Wasserquellen gelangen und so zum Rückgang der unter der Oberfläche lebenden Arten – wie Milben, Larven und andere winzige Lebewesen – führen (Microplastics negatively affect soil fauna but stimulate microbial activity: Erkenntnisse aus einem feldbasierten Experiment zur Zugabe von Mikroplastik). Dadurch sinkt die Fruchtbarkeit von Böden, es kommt zur Freisetzung schädlicher Chemikalien in den Boden, wie Bisphenol A (BPA), die das Hormonsystem von Wirbeltieren und Wirbellosen stören. Auch die Zusammensetzung und Chemie des Bodens verändert sich und es kommt schließlich zur Beeinträchtigung der Photosynthesekapazität. Ein Großteil der Forscher:innen ist jedoch der Meinung, dass es schwierig ist, die genauen Auswirkungen der Kunststoffverschmutzung im Boden zu bestimmen, da sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Einige Autor:innen argumentieren, dass Kunststoff für Pflanzen nicht so schädlich ist wie für Tiere, da Böden reich an Partikeln sind und Pflanzen nur das aufnehmen, was sie aus dem Boden benötigen. Andererseits hat die Forschung gezeigt, dass jede Veränderung der Bodenchemie einen Dominoeffekt auf die gesamte vom Boden abhängige Pflanzenwelt auslöst, was sich negativ auf das Wachstum und die Produktivität der Flora auswirkt, den Stoffwechsel der Pflanzen beeinträchtigt und die Gefahr von Dürren erhöht.
Abbildung 9 – Quelle: repurpose.global – Welche Auswirkungen hat Plastik in Wäldern und in der Tierwelt?
Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die im Boden wachsenden Lebensmittel sowie die Tiere und Menschen, die diese Lebensmittel verzehren, mit Mikroplastik kontaminiert sind. Laut Greenpeace (3 Everyday Foods that contain Microplastics) enthalten Obst wie Äpfel und Birnen durchschnittlich 195.500 bzw. 189.500 Plastikpartikel pro Gramm, während Gemüse wie Brokkoli und Karotten im Durchschnitt mehr als 100.000 Plastikfragmente pro Gramm enthalten. Andere Studien haben gezeigt, dass eines der schlimmsten Szenarien der Fall ist, dass Plastik in die Wurzeln von Salat und Weizen eindringt und von diesen aufgenommen wird, die sowohl von Menschen als auch von Tieren stark verzehrt werden. Überraschenderweise haben Studien des Verbraucherrats von Hongkong Mikroplastik in über 90 % von 39 untersuchten Salzmarken aus 21 Ländern gefunden.
Abbildung 10 – Quelle: plasticsoupfoundation.org – Neue Studien: Mikroplastik in Obst und Gemüse gefunden.
Eine in Deutschland durchgeführte Untersuchung (Eine unterschätzte Bedrohung: Landbasierte Verschmutzung mit Mikroplastik) hat gezeigt, dass die Auswirkungen von Plastik und Mikroplastik in Böden, Sedimenten und Gewässern langfristig negative Auswirkungen auf Ökosysteme und Menschen haben. Durch die Kanalisation und Abwasserentsorgung wird Mikroplastik im Boden und im Wasser verteilt, und insbesondere die Kunststofffasern unserer Kleidung (Acryl, Nylon, Elasthan und Polyester), die bei jedem Waschen unserer Kleidung ausgeschieden werden, bleiben im Schlamm erhalten. Um dieses Thema genauer zu untersuchen, gab das Bekleidungsunternehmen Patagonia 2016 eine Studie bei der University of California, Santa Barbara, in Auftrag (Microfiber Masses Recovered from Conventional Machine Washing of New or Aged Garments), deren schockierendes Ergebnis war, dass eine Synthetikjacke durchschnittlich 1,7 Gramm Mikrofasern beim Waschen an die Umwelt abgab.
Abb: Mikroplastik in Deutschland
Plastik verändert die Zusammensetzung des Bodens, führt zu einer erhöhten Wasserverdunstung, die den Boden austrocknet, führt zu einer Anhäufung von toxischen Elementen und beeinträchtigt die Wurzeln der Pflanzen, die dann nicht mehr wachsen und gedeihen können. Auch Folgen auf Tiere wurden beobachtet: So bauen beispielsweise Regenwürmer ihre Höhlen anders, wenn Mikroplastik im Boden vorhanden ist, was sich auf ihr Wohlbefinden und ihre Fortpflanzung auswirkt.
https://www.sonnenseite.com/de/umwelt/13-000-tonnen-plastik-pro-jahr-landen-in-unseren-boeden/