3. Kunststoffarten – welche sind sicher und welche sind zu vermeiden?
Durch Recycling ist es möglich, Plastikabfall in einen Grundstoff umzuwandeln, der wiederverwendet werden kann und somit kein weiteres Abfall-Management nötig ist. Außerdem verringert sich die Menge des für die Produktion benötigten Ausgangsmaterials.
Wenn Plastikabfälle von Grund auf getrennt gesammelt werden, lässt sich der Energieaufwand für Recycling verringern. Nicht alle Kunststoffe sind gleich. Es gibt verschiedene Arten mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften und Verwendungszwecken. Je nach Art können sie auch unterschiedlich recycelt werden. Allerdings bestehen Produkte oft aus einer Mischung verschiedener Kunststoffarten.
Wenn man die verschiedenen Kunststoffarten und ihre Recyclingcodes kennt, kann man fundierte Entscheidungen über das richtige Recycling von Plastikartikeln treffen.
Eine gängige Kunststoffart ist Polyethylenterephthalat (PET), das für Plastikflaschen und Lebensmittelbehälter verwendet wird. PET ist in der Regel mit dem Recycling-Code „01 PET“ gekennzeichnet und wird weitgehend für das Recycling akzeptiert. Allerdings sondert PET, das in Plastikflaschen verwendet wird, die für den Menschen schädliche Flüssigkeit Acetaldehyd ab.
Eine andere Art ist Polyethylen (PE), das in Milchkannen, Waschmittelflaschen und Plastiktüten verwendet wird. PE ist mit dem Recycling-Code 04 PE-LD (Low-Density Polyethylen) oder 02 PE-HD (High-Density Polyethylen) gekennzeichnet und wird häufig für Einwegverpackungen verwendet.
Andere Kunststoffarten sind Polyvinylchlorid (03 PVC), das sehr schwer zu recyceln ist, Polypropylen (05 PP) und Polystyrol (06 PS) (Global2000).
Abbildung 2. Kunststoff-Recycling-Codes (Global2000).
Abbildung 3. Der Plastik-Kreisel (Plastikatlas 2019/UBA)
Diese Kunststoffe haben unterschiedliche Recycling-Codes und werden je nach den örtlichen Recycling-Programmen in großem Umfang zum Recycling angenommen. Es ist wichtig, dass man sich bei den jeweiligen örtlichen Recyclingeinrichtungen erkundigt, welche Arten von Plastik in der betreffenden Region akzeptiert werden, um ein verantwortungsvolles Kunststoffrecycling zu fördern und die Verschmutzung durch Plastikabfälle zu verringern.
Es muss berücksichtigt werden, dass die Qualität wiederverwendeter Kunststoffe in der Regel nicht mit der des ursprünglichen Materials übereinstimmt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Kunststoffe durch die Spritzguss- und Extrusionsverfahren, bei denen die Temperaturen erheblich ansteigen, allmählich thermisch abgebaut werden. Daher ist es nötig, recyceltes Plastik mit dem ursprünglichen (neuen) Kunststoff zu mischen, um die gleichen oder sehr ähnliche Eigenschaften wie beim Original zu erzielen. Je nach Art des Kunststoffs kann der Anteil des wiederverwendeten Materials höher oder niedriger sein.
Es gibt verschiedene Methoden für das Recycling oder die Rückgewinnung von Energie aus Kunststoffabfällen. Mechanisches Recycling ist eine gängige Methode, bei der Kunststoffabfälle gesammelt, sortiert, gereinigt und dann eingeschmolzen werden, um als Rohmaterial für die Herstellung neuer Plastikprodukte verwendet zu werden. Ein anderer Ansatz ist das chemische Recycling, bei dem Kunststoffabfälle in ihre chemischen Bestandteile zerlegt werden, um neue Kunststoffe oder andere Materialien herzustellen. Diese Methode hat das Potenzial, ein breiteres Spektrum an Kunststoffen zu recyceln, einschließlich solcher, die sich nur schwer mechanisch recyceln lassen, wie Mischkunststoffe oder mehrschichtige Verpackungen (Barrett, 2020).
Auch die energetische Verwertung ist eine Option, bei der Kunststoffabfälle in Müllverbrennungsanlagen verbrannt werden, um Strom oder Wärme zu erzeugen. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Methode nur als letztes Mittel nach allen anderen Recyclingoptionen eingesetzt werden sollte, da sie zur Freisetzung von Treibhausgasen führt. Darüber hinaus werden Methoden wie Upcycling immer beliebter, bei dem Kunststoffabfälle in neue Produkte umgewandelt werden (WU, 2021).
Zu bedenken ist, dass nicht jeder Kunststoff recycelt werden kann; irgendwann ist das Recycling zu Ende.
Das Recycling in geschlossenen Kreisläufen ist bei einigen Kunststoffarten möglich, insbesondere bei PET-Flaschen, dies aber nicht die Regel. Recycling ist oft „Downcycling“: Einweg-PET-Flaschen werden zum Beispiel nicht zu neuen Flaschen, sondern zu Fasern für die Textilindustrie verarbeitet, die nicht weiter verwertet werden können. Die Kunststofftypen PE und PP, d.h. die meist verwendeten Polyolefine, verlieren mit jedem Weiterverarbeitungsschritt an Qualität.
Für ein möglichst effektives Recycling wird reiner, nicht verunreinigter Kunststoff benötigt. Eine schwarz gefärbte Waschmittelflasche oder eine Shampoo Flasche, die vollständig von einer dünnen bedruckten Folie umschlossen ist, kann nur schwer oder gar nicht recycelt werden. Daher ist es wichtig, die Recyclingfähigkeit bereits in der Produktentwicklungsphase zu berücksichtigen.
Die Bemühungen um eine Erhöhung der Recyclingquoten für Plastik erfordern einen neuen Ansatz, der wissenschaftliche Forschung, technologische Fortschritte und Verhaltensänderungen sowohl in der Gesellschaft als auch bei den Einzelnen miteinander verbindet.
In Europa wurden in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt, so dass im Jahr 2020 schätzungsweise 46 % der Plastikverpackungsabfälle recycelt werden (Plastics Europe, 2022). Dennoch gibt es weiterhin Herausforderungen, denn ein großer Teil der Kunststoffabfälle wird immer noch verbrannt, auf Deponien gelagert oder landet in der Umwelt, was zu Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung führt. Neue Arten von „grünem Kunststoff“, die biologisch abbaubar sind, scheinen vielversprechend zu sein, doch es besteht weiterer Forschungs- und Entwicklungsbedarf, um die Zeit zu verkürzen, die sie zum Abbau benötigen (Europäisches Parlament, 2023).
Darüber hinaus ist die Förderung des Bewusstseins und des Verständnisses für das Recycling von Plastik bei Jugendlichen und in der breiten Bevölkerung notwendig. Dies muss gekoppelt sein mit nachhaltigen politischen Entscheidungen wie der Herstellerverantwortung und dem rechtlichen Beschluss von Strategien für die Förderung von Kreislaufwirtschaft.
Da das Bewusstsein für die Probleme der Plastikverwendung in der breiten Öffentlichkeit wächst und immer mehr Menschen ganz auf Plastik verzichten, erkennen immer mehr Unternehmen und Konzerne die Notwendigkeit, ihre Marketingstrategien für kunststoffhaltige Produkte anzupassen. Laut einer Studie des Bundesverbands der Verbraucherzentralen hält die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen die Reduzierung von Plastikmüll für „sehr wichtig“ (Verbraucherzentrale Bundesverband, 2018).
Unternehmen nutzen den Trend zu reduziertem Plastikverbrauch oft dahingehend, indem sie Plastikprodukte verkaufen, die als „recycelt“ oder aus „Ozeanplastik“ hergestellt beworben werden. In diesen Fällen fehlt auf den Produkten oft eine Kennzeichnung, die angibt, wie viel Plastik tatsächlich recycelt wurde.
Der Begriff “Ocean plastic” (oder ozeangebundenes Plastik, OBP) bezieht sich auf Produkte, die recyceltes Plastik enthalten, das aus dem Meer gefischt wurde. Den Kunden wird oft fälschlicherweise vermittelt, dass das Plastik direkt aus dem Meer stammt. Doch Plastikabfälle, die im offenen Meer schwimmen, können aufgrund ihres verrotteten Zustands oft nicht recycelt werden. Stattdessen wird der größte Teil des „Ozeanplastiks“ an den Küsten und Stränden gesammelt, eine Tatsache, die die Unternehmen in ihrer Werbung nur selten erwähnen. Außerdem fehlt in den meisten Rechtsvorschriften eine genaue Definition des Begriffs „Ozeanplastik“, sodass die Hersteller jedes Produkt als „aus dem Meer recycelt“ bezeichnen können, auch wenn nur Teile davon recycelt wurden (Schulz, 2020).
Trotz des offensichtlichen Greenwashings im Zusammenhang mit „Ozeanplastik“ können Produkte mit dieser Bezeichnung immer noch eine bessere Wahl sein als „konventionelle Kunststoffe“ (Schulz, 2020).